Versorgung psychischer Unfallfolgen

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Trotz intensiver Bemühungen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit kam es im Jahr 2016 in Deutschland zu rund 2,6 Millionen Straßenverkehrsunfällen. Neben der Erforschung von Unfallursachen sind in den letzten Jahren zunehmend auch die Unfallfolgen in den Fokus nationaler und internationaler Forschungsaktivitäten gerückt. Im Zentrum stehen hierbei vor allem die Analyse von Verletzungsart und -schwere sowie die Kosten von Straßenverkehrsunfällen. Humanitäre Kosten, wie Trauer und Leid, die nicht nur die Verunglückten selber, sondern auch Angehörige, Zeugen oder Helfer betreffen können, fanden bislang jedoch kaum Berücksichtigung. Studien zeigen, dass ein relevanter Anteil von im Straßenverkehr verunglückten Personen nach dem Ereignis psychisch belastet ist. Während in Deutschland die Versorgungsstrukturen zur Behandlung körperlicher Verletzungen in Folge eines Unfalls gut etabliert und eng miteinander verzahnt sind, sind die Angebote und Strukturen zur Versorgung psychischer Unfallfolgen in der Bevölkerung eher weniger gut bekannt und auch von Forschungsseite bislang kaum untersucht. Primäres Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher, das Versorgungsangebot für Menschen mit psychischen Unfallfolgen in Deutschland zu erfassen und zu systematisieren. Zu diesem Zweck wurde erstmalig eine bundesweite Recherche potenziell an der Versorgung psychischer Unfallfolgen beteiligter Institutionen durchgeführt. Darüber hinaus wurden eine Online-Befragung und Interviews mit Vertretern dieser Institutionen realisiert, um das Versorgungsangebot zu analysieren und ggf. bestehenden Optimierungsbedarf zu identifizieren. Abschließend wurden die Ergebnisse in einem Experten-Workshop diskutiert und konkrete Ansätze zur Verbesserung der Versorgungssituation erarbeitet. Im Rahmen der Recherchearbeiten wurden 2.657 potenziell an der Versorgung von Menschen mit psychischen Unfallfolgen beteiligte Institutionen identifiziert. Diese Institutionen wurden dazu eingeladen, sich an einer Online-Befragung zu beteiligen. Anhand der erhobenen Basisdaten (n = 155) zeigte sich u.a., dass ein breites Spektrum inhaltlich unterschiedlich ausgerichteter Institutionen an der Versorgung psychischer Unfallfolgen beteiligt ist. Gleichzeitig existieren kaum spezialisierte Angebote für diese Zielgruppe. Im zweiten Befragungsteil (n = 110), in dem insbesondere bestehende Hürden und Verbesserungsmöglichkeiten im Versorgungsprozess eruiert wurden, zeigte sich deutlicher Optimierungsbedarf: Das Versorgungsangebot in Deutschland wurde von den Befragten mehrheitlich als „eher gering“ bis „mittelmäßig“ eingeschätzt. Vorhandene Angebote seien für die Betroffenen „eher schlecht“ auffindbar, so dass Patienten oftmals „Irrwege“ hinter sich hätten, bis sie ein adäquates Unterstützungsangebot erhielten. Zudem mangele es an Vernetzung zwischen den Institutionen und es gebe – unabhängig von der eigentlichen Betreuung der Betroffenen – einen hohen Arbeitsaufwand, zum Beispiel durch viel Bürokratie. Ziel der Experteninterviews (n = 17) war es, vertiefende Informationen zu den jeweiligen Institutionen und der Versorgungssituation zu erheben sowie Verbesserungsmöglichkeiten der bestehenden Versorgungsstrukturen zu beleuchten. Dabei spiegelten die Aussagen der Experten weitestgehend die aus der Befragung gewonnenen Erkenntnisse wider. So wurden die aktuell vorhandenen Versorgungsangebote als unzureichend eingeschätzt, bei gleichzeitig hohem Bedarf. Unter anderem wurden Schwierigkeiten bei der Auffindbarkeit der Angebote und der Vernetzung der Behandelnden sowie eine mangelnde Sensibilität hinsichtlich psychischer Unfallfolgen beschrieben. Zur Verbesserung der Auffindbarkeit geeigneter Versorgungseinrichtungen wurde u. a. die Entwicklung eines „Versorgungsatlas“ thematisiert sowie die Entwicklung eines „Handzettels“ zur Aufklärung und Information der Betroffenen angeregt. Im Fokus des interdisziplinären Experten-Workshops stand die Erarbeitung von Ansätzen zur Verbesserung der Auffindbarkeit von Informationen bezüglich psychischer Unfallfolgen und deren Behandlungsmöglichkeiten. Hauptziel der Veranstaltung war die Formulierung von Anforderungen, die an einen Versorgungsatlas bzw. einen Handzettel zu stellen sind. Es wurden Details zu Inhalten, Qualitätsmerkmalen, Veröffentlichung und Verbreitung der Instrumente zusammengetragen. Darüber hinaus bestehende Herausforderungen in der Versorgung (z. B. Sensibilisierung aller Beteiligten, Diagnostik, Vernetzung von Einrichtungen, Therapievermittlung, Qualitätsmanagement, Kostenübernahme) wurden ebenfalls diskutiert. Dabei wurden in der Praxis etablierte und bewährte Lösungsansätzen gesammelt und erläutert. Die Studienergebnisse weisen nachdrücklich auf Handlungsbedarf zur Verbesserung der Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Unfallfolgen hin. Als ein wesentlicher Ansatzpunkt wurde dabei die Verbesserung der Auffindbarkeit von Informationen identifiziert. Trotz bestehender Limitationen der Befragungen (z. B. Stichprobengrößen, Freiwilligkeit der Teilnahme), wird die Relevanz der mit dem Forschungsvorhaben aufgegriffenen Thematik durch die Experten betont und eine Weiterführung der Arbeiten als dringlich erachtet. Dieser Einschätzung folgend hat sich im Nachgang des Workshops eine Arbeitsgruppe aus Vertretern verschiedener Organisationen zusammengefunden, um die Weiterentwicklung und Implementierung eines Versorgungsatlas und Handzettels voranzutreiben.

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Weitere Informationen
Autor K. Auerbch, F. Surges
ISBN 978-3-95606-474-6
Erscheinungsjahr 2019
Seitenzahl 52
Einband Broschur
Auflage 1
Maße 29,7 x 21,0 cm